H3G - Heddemer Dreigestirn in der FAZ
Manchmal trauen wir unseren Augen selbst nicht so recht. Waren wir schon ein bisschen stolz, als Stefanie von Stechow uns für einen Artikel in der FAZ kontaktiert hat, so waren wir dann heute morgen glatt ein bisschen sprachlos, was für eine Präsenz wir bekommen haben und wie ausführlich unser Werdegang dokumentiert ist.
Und Ihr lieben Hessen: Nein, wir sind nicht nur noch im Rheinland unterwegs. Und morgen kann jeder einzelne von Euch bei unserem Auftritt dabei sein. Und zwar egal, ob aus Hessen, dem Rheinland oder sonst woher. Denn: um 20:15 Uhr sind wir Teil der Fernsehaufzeichnung »Hessen lacht zur Fastnacht« im hr3.
Dann können wir Euch zwar nicht von der Bühne aus sehen, aber Ihr uns.
Es grüßen Euch Eure drei Jungs, das Heddemer Deigestirn H3G.
Hier der Text von Stefanie von Stechow von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Original gibt es in E-Paper und Printausgabe vom 20. Februar 2019.
Aufgewachsen sind sie in Ginnheim, Heddernheim und der Nordweststadt. Schon damals trafen sie sich mit ihren Schulfreunden bei den Klaa-Paris-Umzügen in Heddernheim … Aber da hatte ich mit Fastnacht oder Karneval echt noch nicht viel am Hut'“. erinnert sich Rosario Ribaudo, 43 Jahre alt, Messebauer, Familienvater. Damals haben wir uns bei Klaa-Paris nur zum Feiern getroffen,“ Heute bestimmt die Kampagne oder „Session·, wie man im Rheinland sagt. ihren Jahreslauf. Nach Aschermittwoch ist vor dem elften Elften, sagt Holger Stemmer von Beruf Gas-Wasser-Installateur, schulterzuckend. Denn die Männer sind voll im Geschäft, treten von November bis Aschermittwoch als Heddemer Dreigestirn“ sowohl am Main wie am Rhein auf.
Rosario. Holger und der Dritte im Bunde, Luciano Velardi, stehen für einen ungewöhnlichen und ungewöhnlich erfolgreichen Show-Akt im derzeitigen Fassnachtsangebot. Velardi, 38 Jahre alt und lnstallateur wie sein Freund und Kollege Stemmer, ist der Ideengeber, der Visionär unter den dreien. Er war und ist ein echtes Fastnachtsgewächs, tanzte und parlierte schon in jungen Jahren bei den Heeddemer Kläwwern. Er kam über die Musik zur Fastnacht, schlug als Schiller bei der FKG Narrhalla 198 Im Musikzug die Trommel. Ribaudo und Velardi waren alte Freunde. Stemmer Kollege. Gemeinsam entdeckten sie vor 13 Jahren die Lust am Klamauk, an der bunten Show, dem großen Auftritt. „Das war bei mir zu Hause, wir haben ein paar Bier getrunken und haben dann einfach einen Tisch umgekippt und damit angefangen.“
Damit – das ist ihre Spezialität der Zwergenauftritt, die Show, die seither selbst die ganz großen Sitzungen Im rheinischen Karneval zum Toben bringt. Wir sind nicht die ganz großen Sänger“. sagt Ribaudo ehrlich … Deshalb haben wir ursprünglich nur Playback gesungen.“ Aber die Show stimmte. Und heute trauen sie sich sogar gelegentlich live ans Mikrofon. Für mehr Interaktion mit den Zuschauern, da kann man noch mehr Stimmung machen, so der Italiener, der In der Nord-Weststadt aufgewachsen ist aber inzwischen auch in Heddernheim lebt.
Die Idee von HJG, wie sie sich selbst gern abkürzen, ist: Sie parodieren in wechselnder Verkleidung hinter einer rechteckigen Kiste stehend verschiedene Fastnachts- und Schlagerstars. Grotesk komisch zelebrieren sie Gesang, Mimik und Bewegungen oberhalb des Gürtels in voller Größe. Vom Gürtel abwärts allerdings bleiben nur sehr kurze Beine in Jeans oder auch Netzstrumpfhosen und Turnschuhen sichtbar, die auf der Kiste – früher dem umgekippten Tisch – täuschend echt zu tanzen scheinen. Mit den jeweiligen Liedern wechseln auch die Verkleidungen, in fliegendem Wechsel verschwindet immer wieder einer der drei Akteure hinter der Kiste, um kurz darauf mit neuem Kostüm und anderen Beinchen abermals auf die Rampe zu „springen“.
Was wie eine Mischung aus Augsburger Puppenkiste und bissig-böser Karaoke-Show wirkt, löst beim Publikum regelmäßig tosende Begeisterung aus: Im Herbst erreichten HJG mit einem Potpourri von Ohrwürmern des Produzenten Dieter Bohlen sogar das Finale 2018 der RTL-Show „Das Supertalent“, Der Parodierte, selbst in der Jury der erfolgreichen Castingshow, konnte allerdings zuerst gar nicht lachen. Wir hatten schon auch gehörigen Respekt vor Bohlen·, gibt Velardi zu. Aber mittlerweile haben wir genug Routine, so konnten wir einfach entspannt aufspielen.“ Für den Sieg bei „Das Supertalent“ hat es dann doch nicht gereicht. Dennoch werten sie es als Erfolg, in so einer Megashow, deutschlandweilt im Fernsehen, das war der Hit“, sagt Ribaudo.
Im Rheinland sind die drei Frankfurter schon länger eine feste Größe: Nach den ersten Auftritten für wenig Geld in der Frankfurter Fassenacht, unter anderem bei der Rosa-Cloudchen·Sitzung, wurden sie vor sechs Jahren für den rheinischen Karneval entdeckt . „Ein Kollege hatte irgendwo ein Video von den Jungs gesehen“. berichtet Wolfgang Lutter. Eigentümer und Chef-Agent der Kölsch Agentur in Köln. Wir haben sie dann eingeladen, sich mal vorzustellen. Und sie sofort ins Programm genommen. Seither füllen die Heddemer die Stadthallen in Mülheim, Bonn oder Aachen, treten bei den Sitzungen der großen Kölner Karnevalsvereine mit Brings, den Bläck Fööss oder Bernd Stelter auf. Am Anfang war’s schwer, erinnert sich Velardi. Wir sollten Autogramme geben und hatten keine Autogrammkarten.“ Doch mittlerweile haben sie sich ihren Namen gemacht. Treten während der fünften Jahreszeit von Freitagabend bis Sonntagnachmittag im gesamten Rheinland bei bis zu 20 Veranstaltungen auf. Und werden zum Teil zwei Jahre im Voraus gebucht. Und dann müssen wir ja montags immer wieder ganz normal arbeiten, erzählt Ribaudo. Das Ist schon auch sehr anstrengend. Aber es läuft. Manager Telly Dyllus plant die Auftritte sorgfältig, betreut die sozialen Medien. Und Agent Wolfgang Lutter ist sich sicher. Die Jungs haben Zukunft. Der Karneval ändere sich gerade, so der Ur-Kölner, die Akteure müssten zunehmend mehr zeigen als nur Musik oder nur Büttenrede … Die Show muss stimmen. Und die Show der drei Jungs ist einfach gut.“
Den Frankfurtern machen die vielen Auftritte am Rhein „irre Spaß“. so Velardi. Und: Wenn die Höhner oder die Jungs von Brings uns inzwischen mit Handschlag begrüßen, dann macht uns das auch ein bisschen stolz. Die fünfte Jahreszeit ist mittlerweile ihr Leben, auch wenn die drei ihre Familien in dieser Zeit kaum sehen. Für die versuchen wir uns im Rest des Jahres mehr Zeit zu nehmen“. sagt Holger Stemmer. Glücklicherweise stünden die Ehefrauen oder Partnerinnen voll hinter dem zeitaufwendigen Hobby. Sonst ginge das alles gar nicht“. sagt Ribaudo dankbar. Denn ein Hobby muss HJG trotz allem bleiben: „Der Erfolg zahlt sich zwar mittlerweile aus“, so Velardi, aber um drei Familien zu ernähren, dafür reicht es nicht.“
Nur eins kann die drei erfolgreichen Spaßvögel gelegentlich bedrücken: „Manchmal wird uns gesagt, dass wir ja nur noch im Rheinland wären, gar nicht mehr hier zu Hause aufträten“. sagt Velardi. Aber das stimmt nicht. Wir sind hessische Jungs und das werden wir auch immer bleiben.“ Klaa-Paris und die anschließende Entthronisation des Frankfurter Prinzenpaares am 5. März Im Nordwest-Zentrum sind unverrückbarer Teil Ihres Tourplans – Ihres Lebens. Da schlägt für uns nach wie vor das Herz der Fassenacht, das wollen wir weitertragen. Gerade, weil die Fastnacht sich hierzulande eher zurückzieht.“
STEFANIE VON STECHOW